Die Bebauung der Polenzstraße

Im Süden endet das Dorfgebiet Waldkirchen an der Göltzsch – heute nur noch ein kleiner, wasserarmer Fluß. Aber auch der Bahndamm der ehemaligen Lengenfeld-Mylauer Eisenbahn und die parallel laufende Bundesstraße B 94 grenzen ab.

Über Jahrhunderte war dieses Gebiet unbesiedelt. Eine Ausnahme bildete lediglich eine Mühle, die erst Holzmühle und später Pammler­mühle hieß, sowie ein Gut, welches seit ca. 1780 den Namen „Kälberhaus“ trägt, weil dort das Jungvieh des Rittergutes Friesen der Familie von Metzsch aufgezogen wurde. Beide Anwesen werden in der Dorfchronik von Waldkirchen, aber auch in der Stadtchronik von Lengenfeld beschrieben.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts änderte sich der Charakter dieses Landstriches durch die einsetzende Industrialisierung. So entstand im östlichen Teil am Plohnbach etwa um 1800 der erste Industriebetrieb. Ein geschäftstüchtiger Kaufmann namens Ferdinand Petzoldt ließ neben der Pammlermühle eine Walkerei errichten, in der er polnische Tuche bearbeiten ließ. Der deshalb als „polnische Walkerei“ bezeichnete Betrieb wurde 1883 von den Brüdern Moritz und Carl Lenck gekauft und als Streichgarnspinnerei eingerichtet. Von 1960 – 1989 war es der Versand des VEB Gardeko Plauen und die Nebengebäude Produktionsstätte des VEB Schwarzhammermühle. Seit 1990 steht der Betrieb leer. Die Nebengebäude wurden abgerissen.

1870 wurde aus der Pammlermühle ein weiterer Textilbetrieb. Zuerst richtete eine Fa. Gebrüder Müller eine Weberei ein, was eine beträchtliche Erweiterung der Gebäude notwendig machte. Nach dem durch Rechtsstreitigkeiten eingetretenen Konkurs dieser Firma kaufte sie im Jahre 1888 der Fabrikant Clemens Dörfelt aus Reichenbach. Er erweiterte den Betrieb um eine Färberei, eine Bleicherei und eine Appretur. 1972 wurde der Betrieb enteignet und hieß erst VEB Wekatex und danach VEB Vowetex. Seit 1990 steht der Betrieb leer und wurde 2005 durch spielende Jugendliche teil­weise abgebrannt und danach abgerissen.

Etwa 1890 erhielt die Polenzstraße ihre heutige Trasse und gewann dadurch überregionalen Charakter (Thüringen – oberes Vogtland). Bis dahin war es nur ein Kommunikationsweg.

1912 wurde schließlich die Filztuchfabrik der Fabrikanten Weihmüller und Holz gebaut. Mit Ausnahme von drei kleinen Häusern, die schon von Alters her an dem Göltzschübergang bei der Hammermühle stehen, sind die anderen Wohnhäuser im Zusammenhang mit der Industrialisierung zu sehen und alle erst um diese Zeit herum entstanden. Interessant ist, daß für dieses Gebiet bis zum ersten Weltkrieg ein eigenes Grundbuch unter dem Titel „Göltzschhäuser“ geführt wurde. Erst danach wurde es Waldkirchen zugeordnet.

Quelle: Hermann Dörfelt